christoph hertzsch
“die liebe zum sport sollte uns alle verbinden”
Vorweg; Ich liebe Fußball. Ich lebe Fußball. Und ich bin schwul! Ich gehe als Fan ins Stadion. Ich spiele aktiv im Verein; bin auch geoutet, was aber in meinem Verein absolut kein Problem darstellt. Mein Team, die „Streetboys“, ist Teil des Team München e.V., dem größten queeren Sportverein Süddeutschlands.
Die Streetboys feiern dieses Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Wir spielen seit 20 Jahren als queere Fußballverein im Ligabetrieb des Bayrischen Fußballverbandes (BFV) in der C-Klasse. Dies haben wir leider immer noch als Alleinstellungsmerkmal in Deutschland.
Wen Du liebst ist bei uns zweitrangig. Unser Spartenvorsitzender ist offen heterosexuell, auf unseren Außenbahnen kicken Transgender, Flüchtlinge aus der ganzen Welt oder bei Ihren Familien noch ungeoutete Spieler. Bei uns ist nur eines wichtig: Die Liebe zum Fußball!
Die noch fehlende „Normalität des Alltags“, dass ein offen schwuler Mann, in einem Fußballverein spielt ohne von Mit- und Gegenspielern, Fans und Betreuern für seine Liebe diskriminiert zu werden, und der starke Wunsch, nach Jahren endlich wieder Fußball zu spielen, führten mich vor knapp 5 Jahren zu den Streetboys.
Ich liebe es jede Woche mehrmals bei Wind und Wetter auf dem Platz zu stehen; zusammen mit meinen Mitspielern zu trainieren und an den Sonntagen gemeinsam gegen unsere Ligakonkurrenten um jeden Punkt zu fighten. Wir fighten aber auch jede Woche immer wieder für Toleranz und Akzeptanz im Sport. Die gemeinsame Liebe zum Fußball, aller Fans und Spieler, sollte uns doch zusammenbringen.
Mit jeder weiteren Saison, die wir spielen, erleben wir neben den sportlichen Erfolgen und leider auch Niederlagen mehr und mehr Akzeptanz von Gegnern, Schiedsrichtern, Fans und den Verbänden. Dennoch werden wir immer wieder mit Homophobie konfrontiert. Früher sind Situationen auch auf und neben dem Platz eskaliert. Es wird weniger, weil man uns in München und Umland mittlerweile gut kennt. Wir erhalten auch viel Rückenwind vom BFV.
Ich verbinde mit dem Verein meine Liebe zum Fußball, meinen Wunsch nach Akzeptanz der queeren Community im Sport und der Gesellschaft und meine Leidenschaft sich ehrenamtlich für meine Teamkameraden und dem gesamten Verein zu engagieren.
In diesem Jahr hörte man vermehrt von aktiven Fußballspielern rund um die Welt, die sich nun auch öffentlich zu ihrer L(i)ebensweise bekennen. Leider geschieht dies immer noch eher in Ausnahmen und schon gar nicht in den gewinnbringenden Profiligen Europas und Südamerikas.
Zukunftswunsch: Sport ohne Homophobie, Rassismus und Gewalt. Die Liebe zum Sport sollte uns alle verbinden. Sportliche Leistung ist nicht davon abhängig, wen man liebt. Das zeigen wir, Tag für Tag, mit dem Wunsch, dass in Zukunft alle Menschen so empfinden.
Wir sind im Übrigen derzeit Dritter in unserer Liga mit Chancen aufzusteigen.
Zuletzt: Der Mann, den ich hoffentlich einmal lieben werde, muss kein Fußball lieben. Es genügt, dass er mich liebt.
Christoph Hertzsch ist Vorstand und aktiver Spieler der Streetboys München, einer Sparte des Team München e.V. Zusammen setzt sich das Team pro-aktiv gegen Homophobie im Fußball und Rassismus im Allgemeinen ein.
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