simon batta
“ohne liebe zu sich selbst, ist auch die nächstenliebe unmöglich”
–h.hesse
Aufgewachsen bin ich mit sehr wenig Wärme und Nähe im Elternhaus. Meine Kindheit war geprägt durch den Wunsch nach Zuneigung und Zärtlichkeiten. Leider blieb mir dieser Wunsch zu Kindheitszeiten unerfüllt – meine Schwester und ich bekamen selten die Aufmerksamkeit, die wir gebraucht hätten. Familie war für mich der Inbegriff eines harmonischen Miteinanders. Ein harmonisches Miteinander, dass ich in anderen Familien sah, nicht aber in meiner eigenen. Meine Mutter lag immer viel Wert auf ein vorbildliches Verhalten und gute Noten, meinem Vater war hingegen gefühlt alles egal. Dabei war genau er es, dessen Aufmerksamkeit ich als Kind und Jugendlicher so sehr wollte und brauchte.
Als ich neun Jahre alt war und meine Eltern sich trennten, sollte sich das ändern. Mein inzwischen dem Alkohol verfallener Vater zeigte Interesse an mir, ja das tat er – ich wurde sein liebster Saufkumpane. Dies war der Anfang meiner kriminellen Drogenkarriere. Mit gerade einmal siebzehn Jahren endete diese in der Untersuchungshaft. Eine Zeit, auf die ich ungerne zurückblicke, welche mich aber genau zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin. Ein Mensch voller Liebe und Zuneigung gegenüber meiner Mitmenschen. Aber kommen wir zurück, zu der Zeit bevor dieser Wandel passierte. Ich möchte hier nichts verniedlichen. Diese Zeit war hasserfült, gefühlstod und selbstzerstörerisch. Nein, ich war hasserfüllt, gefühlstod. Und immer an meiner Seite dieser Hang zum Selbstzerstören.
Der Wandel kam langsam, aber sicher, nachdem ich nach meiner Untersuchungshaft direkt weiter geschickt wurde in ein Bootcamp: Sieben Monate lang eine tagtägliche Auseinandersetzung, ein Kampf mit mir selbst. Heute weiß ich, dass dieses Bootcamp ein großes Glück für mich war. Ich lernte mich plötzlich selbst kennen, ich konnte Gefühle zulassen und spürte das wahre Leben. Ohne Betäubung. Und mit immer weniger Hass und Kälte.
Nach und nach konnte ich wieder Liebe empfinden. Liebe und Dankbarkeit für die kleinen Dinge im Leben, Liebe für meine Mitmenschen und ja, schließlich sogar auch für eine Frau. Leider sollte diese Liebe nicht halten. Nach vier Jahren trennten wir uns. Ich fiel zurück. Zurück in Trauer, Depression und schließlich in den erneuten Konsum. Mein Halt, meine Konstanz war weg und das Leben um mich herum verschwamm. Ich lebte in den Tag hinein und fragte mich wie ich jemals wieder zu mir finden sollte. Dies war wohl mein bisher härtester Kampf, doch ich ging als Sieger raus. Clean und voller Liebe und Anerkennung zu mir selbst. Ich kann mich endlich voll akzeptieren und lieben wie ich bin. Das Lächeln hält bis heute. Ich habe das Gefühl, es hält noch für ganz lange Zeit. Für immer vielleicht. Ich habe mich befreit von dem ständigen Druck nicht gut genug zu sein. Ich weiß wer ich bin, was ich kann und wie viel Gefühl in mir steckt. Ich bin genug für mich selbst. Diesem Gefühl bin ich immer weiter nachgegangen und es hat mich heute dahin geführt, dass ich nicht nur mich selbst lieben kann. Ich kann diese wieder- und neu entdeckte Liebe weitergeben: An meinem Sohn. An meine Mitmenschen. Aber vor allem gebe ich meine Liebe an Jugendliche weiter, die in schwierigen Situation stecken. An die ‚Art Jugendliche’, zu denen ich mich selbst einmal zählen musste. An Jugendliche, die sich in der immer schneller werdenden Welt nicht mehr orientieren können. Sie spüren meine authentische Liebe, sie spüren die Unterstützung und den Halt, den ich ihnen in meiner Zeit mit ihnen schenke. Und mir wiederrum geben sie ganz viel Wertschätzung zurück. Es erfüllt mich, jeden Tag Menschen mit Wärme und Wertschätzung zu begegnen und sie als Teil meiner Welt zu sehen.
Die Antwort auf das Leben und die Liebe ist eigentlich leicht: Liebe dich selbst, dann kannst du Liebe verströmen. Mensch bleibst du nur, wenn du deinen Gefühlen vertraust und nicht die Einflüsse der Umwelt entscheiden lässt. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir uns wieder mit mehr Respekt begegnen. Egal aus welchem Elternhaus wir kommen, egal wie unser sozialer Stand ist, egal welche Geschichte wir haben. Es ist nie zu spät, deiner Geschichte eine andere Perspektive und eine Wandlung zu geben.
Der Verein SimonBatta-Jugendcoaching e.V. widmet sich an alle männlichen Jugendlichen und junge Erwachsene, die Unterstützung bei auftretenden Schwierigkeiten im Leben benötigen. Da der Fokus auf sportliche Akivitäten liegt, die im Wald stattfinden, werden dringend Materialien benötigt. Falls ihr das Projekt unterschützen möchtet, schaut doch gerne hier vorbei.
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